In den letzten Jahren hat das Interesse besonders an denjenigen Museen zugenommen, die sich im weitesten Sinne mit Gegenständen und Entwicklungen des täglichen Lebens befassen. Deshalb finden Verkehrsmittel und andere Kommunikationssysteme, die unser Leben stark prägen, in vielen deutschen Museen immer mehr Aufmerksamkeit. Die Erfindung der Eisenbahn spielt in der Geschichte der Transportsysteme eine große Rolle, da durch sie die Möbilität der Menschen und der Austausch von Gütern um ein Vielfaches erhöht werden konnte. Aus diesem Grunde beschäftigen sich neben den Technikmuseen auch ein paar spezielle Eisenbahnmuseen in Deutschland mit der Geschichte der Eisenbahn.
In der Entwicklung der Eisenbahnen um die Jahrhundertwende und in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts spielten die Kleinbahnen eine wichtige Rolle. Sie erschlossen Regionen, die aus ökonomischen oder baulichen Gründen von den Hauptstrecken der Staatsbahnen unberührt geblieben waren. Durch die Ergänzung der Streckennetze trugen sie zur Förderung der Wirtschaft und des kulturellen und sozialen Austausches bei und hatten vor allem regionale Bedeutung. Die Kleinbahnen waren nicht nur Transportunternehmen und Reisemittel, sondern auch Arbeitgeber und Nachbar und bestimmten das heimatliche Bild. Sie prägten das Leben vieler Menschen.
Auch in organisatorischer und technischer Hinsicht hoben sie sich von den Staatsbahnen ab. Die Kleinbahnen wurden je nach Bedarf und Größe wie ein Unternehmen geführt und hatten dabei oft auch einen familiären Charakter. In der technischen Ausführung und den Eisenbahnbetriebsformen zeichneten sie sich durch Individualität und Einfachheit aus. Durch die relativ kleinen Betriebsstrukturen konnte man beim Bau und Betrieb der Kleinbahnen auf ganz spezielle Aufgaben und Einsatzgebiete eingehen. Es ergibt sich so ein recht buntes Bild von vielen verschiedenen Kleinbahntypen.
Kleinbahnen im eigentlichen Sinne gibt es heute nicht mehr. Etwa ein Fünftel der knapp 600 Klein- und Privatbahnen, die am Anfang dieses Jahrhunderts in Deutschland betrieben wurden, erhalten heute noch einen Eisenbahnbetrieb aufrecht. Diese modernen Privatbahnbegriebe sind allerdings eher durch die Kunkurrenz zum Straßenverkehr als durch eine individuelle Kleinbahnatmosphäre geprägt.
Im Kleinbahn-Museum Bruchhausen-Vilsen wird eine typische, meterspurige Kleinbahnstrecke mit ihren Anlagen und Gebäuden erhalten, und es werden Dampflokomotiven, Triebwagen, Personen-, Güterwagen andere Kleinbahnutensilien und viele Dokumente und Fotos gesammelt und vor der Vernichtung bewahrt. All die vielen großen und kleinen Exponate werden nun nicht in den Vitrinen eines großen Museumsgebäudes aufbewahrt, sondern sie werden in einem Freilichtmuseum präsentiert. Die Kleinbahnstrecke und die dazugehörigen Anlagen und Gebäude sind im Maßstab 1:1 so angeordnet bzw. restauriert worden, wie sie auch bei einer Kleinbahn zu finden gewesen wären oder waren. Die Gebäude und Anlagen werden aber nicht nur ausgestllt, sondern sie werden - soweit dies möglich ist - auch ihren ursprünglichen Funktionen gemäß genutzt. Es handelt sich also um ein lebendiges Museum.
Das Besondere am Besuch des Kleinbahn-Museums Bruchhausen-Vilsen ist das Erlebnis einer kleinbahntypischen Eisenbahnfahrt. So können Sie als Besucher den Betrieb der Kleinbahn mit ihrer Atmosphäre "hautnah" miterleben. Wie die Fahrgäste der früheren Kleinbahn kaufen sie sich eine Fahrkarte im 1899 gebauten Bahnhofsgebäude und suchen sich einen Platz in der Holzklasse der historischen Personenwagen.