Triebwagenerlebnisse auf der HSA

Beiträge zur Geschichte von Klein- oder Privatbahnen
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Wolfram
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Triebwagenerlebnisse auf der HSA

Beitrag von Wolfram »

Liebe Museumsbahner,

ich hatte am Sonnabend einen Fahrgast im Maus, der nicht nur DEV-Mitglied ist, sondern mir auch von seinen Erlebnissen auf der VGH als Schüler berichtete. Obendrein hat er die mir auch noch schriftlich zugesandt (s. weiter unten) zusammen mit einer DVD über eine sehenswerte meterspurige Dampf-Touristikeisenbahn in Frankreich. Die DVD möchte ich gerne im HEG-Wagen zum Anschauen anbieten.

Die geschilderten historischen Bedienhandlungen der HSA-Lokführer erachte ich allerdings lediglich als lesens-, keineswegs jedoch als nachahmenswert!

Viel Spaß
Wolfram

Ritterhude und Isernhagen, 20. 5. 2007

Lieber Wolfram Bäumer,

die Fahrt gestern Abend mit der Maus wirkt noch nach ... Es gab ein langes Gespräch mit meinem Bruder Gerd, der, wie ich, früher ebenfalls zu den normalen "Beförderungsfällen" der HSAE gehörte. Immerhin gelang die Fahrt zu den weiterführenden Schulen damals nur unter tätiger Mitwirkung unserer Kleinbahn, entweder nach Eystrup (für mich) oder nach Syke (für meinen Bruder). Wir haben uns also gemeinsam an diverse Er"fahr"ungen erinnert, unter anderem daran, wie bei einer Zugkreuzung in Bruchhausen-Ost der Gashebel des Wismarers bei eingelegtem ersten Gang eingeklemmt wurde, damit in Ruhe - unter Inkaufnahme kurzfristiger Abwesenheit des Fahrzeugführers - die Weiche auch bei Einmann-Betrieb gelegt werden konnte. Das fanden wir damals sehr imponierend und bestärkte angesichts solcher Allmachtsvorführungen natürlich unseren festen Vorsatz, später Triebwagenfahrer, mindestens jedoch Schaffner zu werden.

Das ist nun alles doch anders gekommen, aber die Neigung zu den kleinen Bahnen ist geblieben. Und gern nehmen wir wahr, welche geradezu unglaublichen Vorhaben die Aktiven unseres Vereins anpacken. Dabei hat die DME ganz gewiss als Forum für die konzeptionelle Gestaltung dieses Technikmuseums einen Anteil, der nicht hoch genug geschätzt werden kann. Der DEV fährt ja nicht nur spektakulär durch die Gegend - o.k, das wohl auch -� sondern er zeigt etwas mit großem didaktischen Geschick, hohe Pädagogik also.
Wir sprachen gestern auf der Fahrt mit der Maus auch über die Chemins de Fer du Vivarais, eine imposante Anlage südlich von Lyon, einer Stunde Fahrt mit der Bahn hinter Valence. Mein Bruder und ich, wir möchten uns bei Ihnen für Ihre Arbeit bedanken. In der Anlage finden Sie also eine DVD (eventuell für lange Winterabende geeignet) über diese Bahn, die wir mehrfach besucht haben.

Ergänzungen von Gerd Sievert:

Manchmal denke ich, dass bei mir noch mehr Erinnerungen hängen geblieben sind als bei meinem Bruder Dirk: ...umgekipppte Güterwaggons, weil aufgebockt und hochliegender Schwerpunkt hinter dem Bahnübergang beim Altersheim Vilsen (dort war auch ein schöner "Knick" im Gleis), eine Gleisverwerfung am Gaswerk Hoya im Hochsommer ("Humken Henry" bekam die Anweisung im Bahnhof Hoya dort nur mit Schrittgeschwindigkeit zu fahren...Der Fahrstil von Henry Humke war irgenwie genial: Er fuhr mit dem Talbottriebwagen eine viertel Stunde nach Plan in Syke (Ost) los - denn erst musste mal die Kreiszeitung zu Ende gelesen werden (...wer is den nu all wedder dod bläben..."). Aber denkste, die Ankunft in Hoya (West) war pünktlich. Wahrlich nicht zu den Anhängern des verschärften Fahrstils gehörten die Triebfahrzeugführer Denker, Hittenbeck oder Schlüterbusch. Man entwickelte Fähigkeiten während der Fahrt zur Schule (abzu-)schreiben, wobei nach vollendeter Arbeit nicht erkennbar war ob dies im Zug geschah oder am Schreibtisch zu Hause. Kurz, hinreichende Streckenkenntnisse waren angesagt - da war doch eine Absenkung im Gleis zwischen Wachendorf und Süstedt - beim "fahrenden Volk" auch "Sprungschanze" genannt (dies war um 1966 herum - nach der Umspurung). Wenn Heini Biermann sagte: "Nu hoi di man fest" - dann ging es los und die Federn vom Triebwagen der Bremer Waggonfabrik schlugen durch - bis ins Rückenmark der Fahrgäste. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht wurden später an der besagten Sprungschanze so locker drei Schotterwaggons entleert, mit deren Inhalt dann das Gleis auf einer Länge von vielleicht dreißig Metern gestopft wurde. Ganz schlimm war früher der schmalspurige Streckenabschnitt Heiligenfelde-Syke. Böse Zungen behaupteten: Von Hoya nach Heiligenfelde fahren kann jeder, von Heiligenfelde nach Syke bedarf es schon einer Sondererlaubnis. Von der Strecke Bruchh.-Vilsen nach Asendorf gab es Ende der fünfziger Jahre auch die Tonaufnahme eines Güterzugs in den "Funkbildern aus Niedersachsen" zu hören; damals musste der Ort Bruchhausen-Viisen erraten werden. Ein lnterviewpartner der Sendung war u.a. auch unser Grossvater....

Mit freundlichen Grüßen
Dirk & Gerd Sievert