(k)eine (Klein)Bahngeschichte
Verfasst: Sa 4. Mär 2017, 17:59
Ich habe mal ein wenig in meinem Archiv geschürft, und dabei noch folgende kleine Geschichte gefunden, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Zu den Privatbahnen und zu persönlichen Erlebnissen der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts habe ich ja schon einiges geschrieben. Ich möchte jetzt mal versuchen, aus der Erinnerung heraus ein paar Eisenbahnerlebnisse aus den 70er Jahren zu berichten.
Da gibt es einige.
Wiederum mit dem Hinweis, daß ich mich nie ernsthaft mit der Fotografie beschäftigt habe - darum die Bitte an die Anderen: wer hierzu ein paar Bildbeiträge liefern kann, nur zu, ich wäre dankbar.
Fangen wir an: Frühjahr 1972 - unsere Familie wohnte damals noch in Bremen-Findorff, einem Eisenbahnerviertel par excellance. Alt-Findorff war nur einen Steinwurf von den umfangreichen Bahnanlagen des Bremer Hauptbahnhofes entfernt. Viele Beschäftigte des Bahnhofes, aber auch des Betriebswerkes sowie die Handwerker der Wagenwerkstatt wohnten in Findorff. Hier gab es einen "Eisenbahn Spar- und Bauverein", auf dem Wochenmarkt traf man am Sonnabend besonders viele Eisenbahner (aktive und Ehemalige), die ganz selbstverständlich mit der "zivileren" Skimütze oder einer ausrangierten Uniformjacke einkaufen gingen.
Wir wohnten jedoch in einem neueren Teil Findorffs, zum Weidedamm hin - im Einzugsbereich der ehemaligen Kleinbahn Bremen-Tarmstedt ("Jan Reiners"), die ich jedoch nicht mehr live erleben durfte. Einige hundert Meter von unserer Wohnung entfernt war das Stellwerk Uf an der Hamburger Bahn, welches den Abzweig zum Rbf bediente und eine Awanst zum Umspannwerk der Überlandwerke Nord-Hannover bediente. Auf dem Gelände (heute Eisenbahn-Sportverein Blau-Weiß - Abtlg. Schießsport) befand sich übrigens früher der Umladebahnhof zwischen Normal- (DR/DB) und Schmalspur (KBT). Schienenreste der Kleinbahn parallel zum DB-Bahndamm fanden sich übrigens noch zu meiner Kindheit im Asphalt der Straße-
Sonntagsspaziergänge mit meinem Vater führten uns oft zum Stellwerk, wenn mein Vater einen der Kollegen dort kannte, ging er gern zu einem kleinen Schnack dort hinauf und nahm uns natürlich mit. Das E-43-Stellwerk war, für uns Kinder, gewaltig, allein schon die steile Treppe in den Stellwerksraum, die "eisenbahntypischen Düfte" beim Aufstieg in den Wärterraum- Und dann natürlich einmal wie der Fahrdienstleiter aus dem Fenster schauen, die Unterarme auf das Rahmenpolster gestützt und dabei den Suchscheinwerfer schwenken - also so richtig was für Kinder - einmal wie die Großen sein!
Aber ich will eigentlich von etwas ganz anderem berichten: meine erste Mitfahrt auf einer Lokomotive - das war zwar nur eine Köf II - aber immerhin, für mich war das damals (ich war ja erst neun Jahre alt) ein gewaltiges Ding!
Mein Vater war damals im Verkehrsdienst in der Güterabfertigung in Bremen-Vegesack beschäftigt. Seine Aufgabe war der Schalterdienst, der Dienst des Frachtenrechners und Ermittlungsbeamten. Die Güterabfertigung war damals eine große Dienststelle, viele Stückgutkunden und einige Anschließer im Bahnhof Vegesack mit beträchtlichen Güteraufkommen. Dazu natürlich noch der Wagenübergang an die NE Farge-Vegesack, über die ich früher schon berichtet habe.
Selbstverständlich gehörte es damals zum Kundendienst, daß die Güterabfertigung auch am Sonnabend geöffnet war und Kunden Stückgut aufliefern und abholen konnten. Weiterhin wurden auch Anschließer bedient, denn auch am Sonnabend kam ein Güterzug vom Bremer Rbf nach Vegesack.
Nun, ich schweife schon wieder ab - jetzt aber zurück zum Beginn.
Sonnabend-Dienst in der Güterabfertigung - das bedeutete für meinen Vater, daß er alle 14 Tage das auch machen musste. Sonnabends war etwas weniger los, so daß die Dienststelle dann nur mit einem Beamten im Büro und dem Lademeister sowie einem Ladearbeiter und 2 Rangierern besetzt war.
Wir (mein Bruder, der war etwas älter als ich, und ich) durften ab und an mal mit zum Sonnabenddienst und das war spannend: wir mussten schon früh aufstehen - 05:30 h, dann ein hastiges Frühstück, rauf auf's Fahrrad und nach Bremen-Walle (das war zu unserer Wohnung der nächstgelegene Haltepunkt des Vegesacker Vorortzuges). Dort das Fahrrad in einem "verwunschenen Keller" (nur für Beschäftigte der DB!!!!) abstellen, zum Schalter (ja, den gab es damals noch in Walle! Besetzt war er mit einem sehr netten Kriegsversehrten), dort wurde meinem Bruder und mir eine Personalfahrkarte verkauft - mein Vater hatte ja die Dienst-Freifahrt - und wir stiegen zusammen die Treppe zum Bahnsteig hinauf.
Ein Blick auf die Uhr, noch 5 min Zeit, also ein Blick auf die Gleise aus Richtung Hauptbahnhof zum Rangierbahnhof hin, dort kam gerade ein langer Güterzug langsam zum Rangierbahnhof angerollt. Damals noch nicht überwiegend Container sondern G- und K-/Rs-Waggons. Aus dem Rangierbahnhof kam, bespannt mit einer V 90 ein Güterzug mit Stahlrohren. Mein Vater meinte, der ginge in den Neustädter Hafen. Wir glaubten es ihm (später wusste ich auch, das er Recht hatte- die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft hatte ein großes Röhrenlager für Exportrohre im Neustädter Hafen errichtet, der Pipelinebau boomte damals). Nun kam auch unser Zug an. Es war die "kurze" Vegesacker Einheit, bestehend aus einer E 41 mit 3 Silberlingen, für den Samstag-Verkehr reichte das aus. In Bremen Hbf endete diese Garnitur immer am Gleis 5a (kurzer Kopfbahnsteig) oder 5 Nord. Die Lok war übrigens immer in Richtung Vegesack, Richtung Süden führte immer der Steuerwagen - das ist auch heute noch so.
Zu den Privatbahnen und zu persönlichen Erlebnissen der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts habe ich ja schon einiges geschrieben. Ich möchte jetzt mal versuchen, aus der Erinnerung heraus ein paar Eisenbahnerlebnisse aus den 70er Jahren zu berichten.
Da gibt es einige.
Wiederum mit dem Hinweis, daß ich mich nie ernsthaft mit der Fotografie beschäftigt habe - darum die Bitte an die Anderen: wer hierzu ein paar Bildbeiträge liefern kann, nur zu, ich wäre dankbar.
Fangen wir an: Frühjahr 1972 - unsere Familie wohnte damals noch in Bremen-Findorff, einem Eisenbahnerviertel par excellance. Alt-Findorff war nur einen Steinwurf von den umfangreichen Bahnanlagen des Bremer Hauptbahnhofes entfernt. Viele Beschäftigte des Bahnhofes, aber auch des Betriebswerkes sowie die Handwerker der Wagenwerkstatt wohnten in Findorff. Hier gab es einen "Eisenbahn Spar- und Bauverein", auf dem Wochenmarkt traf man am Sonnabend besonders viele Eisenbahner (aktive und Ehemalige), die ganz selbstverständlich mit der "zivileren" Skimütze oder einer ausrangierten Uniformjacke einkaufen gingen.
Wir wohnten jedoch in einem neueren Teil Findorffs, zum Weidedamm hin - im Einzugsbereich der ehemaligen Kleinbahn Bremen-Tarmstedt ("Jan Reiners"), die ich jedoch nicht mehr live erleben durfte. Einige hundert Meter von unserer Wohnung entfernt war das Stellwerk Uf an der Hamburger Bahn, welches den Abzweig zum Rbf bediente und eine Awanst zum Umspannwerk der Überlandwerke Nord-Hannover bediente. Auf dem Gelände (heute Eisenbahn-Sportverein Blau-Weiß - Abtlg. Schießsport) befand sich übrigens früher der Umladebahnhof zwischen Normal- (DR/DB) und Schmalspur (KBT). Schienenreste der Kleinbahn parallel zum DB-Bahndamm fanden sich übrigens noch zu meiner Kindheit im Asphalt der Straße-
Sonntagsspaziergänge mit meinem Vater führten uns oft zum Stellwerk, wenn mein Vater einen der Kollegen dort kannte, ging er gern zu einem kleinen Schnack dort hinauf und nahm uns natürlich mit. Das E-43-Stellwerk war, für uns Kinder, gewaltig, allein schon die steile Treppe in den Stellwerksraum, die "eisenbahntypischen Düfte" beim Aufstieg in den Wärterraum- Und dann natürlich einmal wie der Fahrdienstleiter aus dem Fenster schauen, die Unterarme auf das Rahmenpolster gestützt und dabei den Suchscheinwerfer schwenken - also so richtig was für Kinder - einmal wie die Großen sein!
Aber ich will eigentlich von etwas ganz anderem berichten: meine erste Mitfahrt auf einer Lokomotive - das war zwar nur eine Köf II - aber immerhin, für mich war das damals (ich war ja erst neun Jahre alt) ein gewaltiges Ding!
Mein Vater war damals im Verkehrsdienst in der Güterabfertigung in Bremen-Vegesack beschäftigt. Seine Aufgabe war der Schalterdienst, der Dienst des Frachtenrechners und Ermittlungsbeamten. Die Güterabfertigung war damals eine große Dienststelle, viele Stückgutkunden und einige Anschließer im Bahnhof Vegesack mit beträchtlichen Güteraufkommen. Dazu natürlich noch der Wagenübergang an die NE Farge-Vegesack, über die ich früher schon berichtet habe.
Selbstverständlich gehörte es damals zum Kundendienst, daß die Güterabfertigung auch am Sonnabend geöffnet war und Kunden Stückgut aufliefern und abholen konnten. Weiterhin wurden auch Anschließer bedient, denn auch am Sonnabend kam ein Güterzug vom Bremer Rbf nach Vegesack.
Nun, ich schweife schon wieder ab - jetzt aber zurück zum Beginn.
Sonnabend-Dienst in der Güterabfertigung - das bedeutete für meinen Vater, daß er alle 14 Tage das auch machen musste. Sonnabends war etwas weniger los, so daß die Dienststelle dann nur mit einem Beamten im Büro und dem Lademeister sowie einem Ladearbeiter und 2 Rangierern besetzt war.
Wir (mein Bruder, der war etwas älter als ich, und ich) durften ab und an mal mit zum Sonnabenddienst und das war spannend: wir mussten schon früh aufstehen - 05:30 h, dann ein hastiges Frühstück, rauf auf's Fahrrad und nach Bremen-Walle (das war zu unserer Wohnung der nächstgelegene Haltepunkt des Vegesacker Vorortzuges). Dort das Fahrrad in einem "verwunschenen Keller" (nur für Beschäftigte der DB!!!!) abstellen, zum Schalter (ja, den gab es damals noch in Walle! Besetzt war er mit einem sehr netten Kriegsversehrten), dort wurde meinem Bruder und mir eine Personalfahrkarte verkauft - mein Vater hatte ja die Dienst-Freifahrt - und wir stiegen zusammen die Treppe zum Bahnsteig hinauf.
Ein Blick auf die Uhr, noch 5 min Zeit, also ein Blick auf die Gleise aus Richtung Hauptbahnhof zum Rangierbahnhof hin, dort kam gerade ein langer Güterzug langsam zum Rangierbahnhof angerollt. Damals noch nicht überwiegend Container sondern G- und K-/Rs-Waggons. Aus dem Rangierbahnhof kam, bespannt mit einer V 90 ein Güterzug mit Stahlrohren. Mein Vater meinte, der ginge in den Neustädter Hafen. Wir glaubten es ihm (später wusste ich auch, das er Recht hatte- die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft hatte ein großes Röhrenlager für Exportrohre im Neustädter Hafen errichtet, der Pipelinebau boomte damals). Nun kam auch unser Zug an. Es war die "kurze" Vegesacker Einheit, bestehend aus einer E 41 mit 3 Silberlingen, für den Samstag-Verkehr reichte das aus. In Bremen Hbf endete diese Garnitur immer am Gleis 5a (kurzer Kopfbahnsteig) oder 5 Nord. Die Lok war übrigens immer in Richtung Vegesack, Richtung Süden führte immer der Steuerwagen - das ist auch heute noch so.